Kerze melden

Matthias Muchegestorben am 12. April 2016

Beitrag

Meine ersten Begegnungen mit Matthias fanden in der Barmbeker Strasse 85 statt, etwa um 1991 herum. Wir saßen meist mit mehreren Leuten zusammen und haben in der Küche gekocht und geklönt. Ich erinnere mich, dass Matthias oft spät abends, typischerweise mit einem Rucksack bepackt, von einer Reise zurückkam und dazu stieß. Ich hatte damals noch keine Ahnung, was er da eigentlich so tat. Später erfuhr ich dann, dass er schon seine eigene Firma hatte. Er war jemand, der sein Leben selbst in die Hand nahm. Von Anfang an war er sehr selbständig und beruflich erfolgreich. Gleichzeitig hat er seiner Freizeit immer einen hohen Stellenwert eingeräumt. Reisen war sicher sein wichtigstes Hobby, am liebsten zusammen mit Ilka. Aber alleine ist er auch gerne gereist. Als ich in Neuseeland war, meinte er, er sei in Kürze „ganz in der Nähe“, und ob er dann mal bei mir „vorbeikommen“ könnte. Das „ganz in der Nähe“ bedeutete Oregon, Westküste USA. Wir verbrachten ein paar sehr schöne, ereignisreiche Tage zusammen, inklusive einem (glücklicherweise folgenlosen) Autounfall in Rotorua, und langen Autofahrten, bei denen uns einmal eine einzige Banane bei Laune hielt. Auch an allen weiteren Stationen in meinem Leben nahm Matthias teil. Von Neuseeland ging es für mich weiter nach Pullman, Washington (USA), und auch hier ließen er und Ilka es sich nicht nehmen, zu schauen, was ich dort mache und wie ich lebe. Zusammen haben wir Portland und die oregonische Küste besucht, haben Harry Potter im Kino in Moscow, Idaho, gesehen und waren in „Idaho´s Most Interesting Store“ Outdoorsachen shoppen. Dann ging es für mich zurück nach Deutschland, Ziel Göttingen. Wir sind zusammen Brocken und Wurmberg heruntergerodelt, haben Cocktails mit Schierker Feuerstein getrunken und sind natürlich auch in der Westernstadt Pullman City im Harz gewesen, um den direkten Vergleich mit dem Original-Pullman ziehen zu können. Für „Authentiker“ gab es dort freien Eintritt. Matthias meinte, wenn ich meinen Führerschein aus Pullman vorzeigen würde, würde ich vielleicht freien Eintritt erhalten. Dem war aber nicht so. Aber auch ohne freien Eintritt hatten wir großen Spaß an dem Tag. Es gibt noch so viele weitere gemeinsame Erinnerungen, an die ich oft zurückdenke:
• Der gemeinsame Computerkauf, vermutlich im Jahr 1993– es war mein erster Computer, ein schicker kleiner Laptop, und Matthias half mir bei der Auswahl und zeigte mir die ersten Schritte.
• Die legendäre Zugfahrt mit dem eigenen Waggon in den Süden anlässlich des 75. Geburtstages von Matthias und seinen Freunden, als die Erbsensuppe ohne Vorwarnung neben den Teller sprang und wir lachten, bis es weh tat.
• Silvester auf Sylt und Amrum (auf Sylt mit einem Käsefondue, das eins mit dem Topf wurde).
• Zusammen auf Tour im Ruhrpott: beim Spiel von Schalke 04, in der Zeche Zollverein in Essen, Wildwasserfahrt im Movie-Park Bottrop mit anschließendem Besuch eines großen Familienföhns zum Trocknen der durchnässten Klamotten.
• Wandern auf den Wilseder Berg in der Lüneburger Heide, als mir nur noch ein hartgekochtes Ei der Muches ans Ziel half.
• Die jährliche Paddeltour in Meck-Pomm, meist ausgehend von der Fleether Mühle, wo wir in der wunderbaren Natur in wenigen Tagen immer viel Kraft für den anstehenden Alltag getankt haben.
• Unsere Hochzeit in Neustrelitz und die anschließende Feier in Braunschweig, die Ilka und Matthias zusammen mit Anja zu einem unvergesslichen Ereignis haben werden lassen.

In meinem letzten Telefongespräch mit Matthias haben wir die Rückfahrt für die geplante Eifelsteig-Wanderung im Juni organisiert. Wenn wir diese Wanderung nun machen werden, wird er in unseren Gedanken mit uns mitwandern und uns begleiten.

Ich bin dankbar, dass ich Matthias kennen durfte. Er hat mein Leben mit seiner positiven Energie, seinem Tatendrang und seiner Großzügigkeit bereichert. Ich vermisse ihn sehr.

Arne Schirp, 29. Mai 2016